Leonhard Boldt

Kunstmaler und Landschaftsgestalter

Skizze der Persönlichkeit

Anmerkungen zur künstlerischen Entwicklung Boldts und seiner landschaftsgestalterischen Ideen

Schon in der Joh.Heinr.Voss-Schule lernte man, daß die Menschen - ob sie nun wollen oder nicht - antworten müssen auf die Anrufe des numen tremendum faszinosum.

Boldt tat es im Sinne der Formel Goethes "Nur wer strebend sich bemüht, den können wir erlösen".

Und der Altbischof Wilhelm Kiekbusch tat es durch die ergreifende und mitreißende Verkündigung des Evangeliums.

Beide antworteten auf die sie bestürmenden Daseinsmächte, indem sie sie als mehr oder weniger sich entbergende Ordnungen interpretierten: der eine durch Pietät vor der Natur, der andere als väterlicher Tröster seiner Gemeinden.

So waren sie "persönliche Interpretamente" möglicher Sinngebungen.

Hier beginnt der Lebenslauf und der Versuch einer Skizze der Persönlichkeit.

Als Boldt in die Frisör-Lehre nach Dassow in Mecklenburg ging, übte er in seiner Freizeit das Zeichnen von Personen, Tieren, Pflanzen, Landschaften und Dorfschaften.

Und das auf verschiedene Weise - mit Bleistiften, Kreide, Kohlestiften und wohl auch mit Wasserfarben auf Papier und den Rückseiten von Tapeten. Der Meisterin des Frisörs gefiel Boldt mit seinen Bildern. Auch der Superintendent, den Boldt zu rasieren hatte, war angetan von ihm.

"Willst Du wirklich Dein Leben mit Frisieren und Rasieren fristen ?" war seine Frage.

"Du bist wirklich talentiert und solltest versuchen, daraus etwas zu machen, z.B. als Zeichenlehrer. Ich werde meine Töchter bitten, Dich zu unterrichten". Die Meisterin und der Superintendent ermöglichten es Boldt.

Im Austausch gegen ihre pädagogischen Bemühungen zeichnete er die Töchter, die Eltern und malte ihnen sicher auch schöne Blumensträuße.

Nach der Lehrzeit wurde er zum Militärdienst eingezogen.

Dort wurde er bald beliebt wegen seiner freundlichen und gewinnenden Art und er gewann das Wohlwollen seiner Vorgesetzten wieder durch gelungene Zeichnungen ihrer Damen sowie durch hervorragende Schießleistungen.

So erhielt er eines Tages wegen guten Schießens einen Tag Sonderurlaub. Er fuhr nach Kiel, um dort ein Fräulein Rohwedder zu besuchen. Er hatte sie kennengelernt und wollte sich mit dieser jungen Dame verloben.

Als er sie im Garten ihrer Eltern überraschen wollte, entdeckte er sie dort mit einem anderen Mann liebelnd in der Schaukel sitzen. Boldt kehrte auf der Stelle um und fuhr nach Rendsburg, um sich dort zu erschießen. Das war sein klares Ziel. Aber der Feldwebel hatte ihn beobachtet - er redete auf ihn ein und Boldt blieb am Leben - welch Glück !

Er nahm danach eine Stelle bei einem Frisör in Altona an. Boldt wohnte mietfrei. Er durfte zeichnen und malen - und er durfte die Bilder im Laden des Meisters ausstellen. Dafür half er dem Meister aus, wenn Bedarf war.

Da der Laden in der Nähe einer Kaserne lag, gab es bald wieder Aufträge von den Soldaten und Offizieren für den Zeichner Boldt.

Sein Erfolg ermutigte ihn, in Berlin ein Stipendium zu beantragen. Er wollte dort die Qualifikation als Zeichenlehrer an höheren Schulen erwerben.

Zuständigkeitshalber wurde der Antrag an die Regierung des Landestheils Fürstentum Lübeck des Großherzogtums Oldenburg weitergeleitet.

Boldt war einigermaßen erstaunt als er eines Tages zu einer Audienz in das Eutiner Schloß einbestellt wurde.

Der Großherzog unterhielt sich 50 Minuten lang mit dem jungen Boldt. Das Ergebnis war die Bewilligung des Stipendiums.

Weil er zwischendurch noch wegen fehlender Schulzeugnisse wieder abgelehnt wurde, wurde er von einer Freundin unterrichtet und konnte nach relativ kurzer Zeit ein Zeugnis der königlichen Prüfungskommission vorlegen, das wohl der mittleren Reife entsprach; jedenfalls war die Kunstschule damit zufrieden.

1900 - nach 4 Semestern - bestand Boldt die Prüfungen für Zeichenunterricht an höheren Schulen.

Später legte er noch eine Turnlehrer-Prüfung ab.

Er unterrichtete dann an zwei Schulen und an der Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg als Assistent von Prof. Herzer im Fach Darstellende Geometrie und Projektionslehre.

Im Wintersemester lehrte er im Technikum von Baurat Küchler in Eutin. Er war der Vater jener Freundin, die ihm als Repetitorin geholfen hatte.

Ein königlicher Kammersänger ermutigte Boldt, als Kunstmaler seinen Weg zu machen. So nahm er seine Studien bei den Professoren Frank und Kallmorgen in Berlin und bei Meistern in München, in Rom, in der englischen Kunstakademie, bei den Professoren Fleury und Lefevre in der Academie Julien in Paris und auf Empfehlung eines Kollegen aus dem Hause Rothschildt schließlich bei Prof. Sir Hubert von Herkommer in London-Bushy auf. Er wurde Meisterschüler des letzteren zusammen mit Dr. Geigher.

Stets ausgerüstet mit Skizzenbuch, Staffelei und Farbkasten war Boldt unterwegs. Mit den Skizzen und Studien kehrte er dann zurück in sein inzwischen in Fissau am See (neben dem Fährhaus) errichtetes Atelier, um dann dort die Ölbilder nach seinen in der Natur gefertigten Vorlagen "herunterzumalen".

So stellte er in Berlin in der großen Kunstausstellung Bilder seiner Heimat aus: 1910 "Herbstabend in Ostholstein", 1911 "Ostholsteiner Seenlandschaft", 1912 "Abend am Kellersee" und "Mittag", 1913 "Kampfflugzeuge über den Wolken".

1910 stellte er wie auch Max Liebermann ein Bild "Die Netzflickerinnen" aus.

Er reiste nämlich in dieser Zeit mit Malerkollegen viel herum,

so auch nach Holland. Er malte mit Fr. Höhns, dem Engländer Williams. Er malte mit einer Dame von Damnitz auf Rügen und auf Bornholm. Er malte in Mecklenburg, Brandenburg, im Teutoburger Wald, in Franken, am Bodensee. im Steigerwald und am Rhein -

immer auch um die Landschaften zu studieren.

 

Worte aus Begegnungen, wie Boldt sie schildert, die an dem "wunderbaren Ort der Begegnungen - im Fissauer Fährhaus" stattfanden:

 

1. Gleichgewicht von Pech und Witz.

Konteradmiral Behnke fällt - hoch an Jahren - die Eingangsstufen des F.F. herunter. Herr Schewe, der damalige Wirt, eilt herbei

und erkundigt sich teilnehmend: "Sind Sie hingefallen, Herr Admiral ?" Darauf dieser: "Nein, ich wohne hier".

 

2. Gleichgewicht von Bosheit und Weisheit.

Am Ende einer feuchtfröhlichen Begebenheit im F.F. fragte ein etwas enthemmter Bürger den Bischoff Kiekbusch "Sie sind doch Fachmann. Wie machen es die Engel eigentlich, ihre Hemden über die Flügel zu bekommen ?"

Darauf der Bischoff wie aus der Pistole geschossen: "Sehen sie man lieber zu, daß Sie Ihren Hut über die Hörner bekommen".

 

3. Gleichgewicht von Wort und Erkenntnis.

Im Fissauer Fährhaus wurde vielfach debattiert über Gott und die Welt - also auch über Kunst. Man sah alles im Schwarz-Weiß-

erhältnis. Entweder ist der Hintergrund der Welt in Ordnung, so wie es scheint bei Goethe und Schiller, bei Beethoven und Michelangelo - oder eben nicht, dann ist ihr Hintergrund eben chaotisch wie bei Satre oder Kafka, bei Schönberg oder den Abstrakten.

 

Eines Abends meinte Studienrat Buismann im Gespräch mit dem Künstler und Leiter der Eutiner Kunstschule, Herrn Kehrsteiner, "Tauschen wir doch endlich die Worte "abstrakte Kunst" durch die Wendung "absolute Kunst".

In der Malerei sei das dann so: nicht das Allgemeine im Gegensatz zum Individuellen ist das Ziel, das Sujet. Das wäre ja so, als wolle man z.B. die Urpflanze malen. Nein, es geht um unabhängiges vom Gegenständlichen unabhängiges Gestalten allein mit den Mitteln von Linien, Farben und Flächen - sodaß ich in ihrem Anblick geradezu hynotische Momente erlebe, hier sei Wesentliches - also Abgründe oder Apotheose - dabei, mich anzublicken. Kehrsteiner stimmte zu und Boldt jun. glaubte sich im Lieblingsraum seines Vaters um einen Gesichtpunkt bereichert.

 

Aber: Als Boldt jun. dieses Vorkommnis Prof. von Oppen, dem damaligen Leiter der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg, einem ehemaligen "Vortragenden Rat" bei dem berühmten Preuß. Kultusminister Becker, vortrug, meinte er: "Nun wir werden doch durch wahre Kunstwerke aller Richtungen zunächst ergriffen, quasi gebannt durch die dem Zeitfluß entnommenen Gestalten, um dann anschließend durch kritische oder beifällige Deutungen wieder zu uns selber zu kommen.

 

Im Atelier in der Plöner Str. 56 wies er Boldt jun. auf das Bild einer Dame hin, was Boldts letztes Bild war, in dem vor einem in dunklen Farben gemalten schönen Hintergrund - einem Bergsee - eben diese Dame erscheint mit einem liebenswürdigen aus glücklicher Befindlichkeit leuchtenden Antlitz.

Die Aussage dieses Bildes ist: die Dame ist nicht der Spiegel des schönen Ambientes, sondern das Gemälde krönend als schöne Seele dem Betrachter in wärmender Freundlichkeit zugewand und ihn zu sich einladend. Also kein langweiliges, sachliches Konterfei, sondern Ausdruck des Dialogs zwischen Maler und Modell.

 

Das letzte gilt wohl auch für Boldts Portraits des Papstes

Pius X, des Kardinal-Staatssekretärs Rampolla, des Erbgroßherzogs von Oldenburg, der Komponisten Leoncavallo und Siegfried Wagner, der Dichter Björnson, Max Halbe, Otto Ernst, Frank Wiedeking

und Graf Ed.von Keyserling, der Sänger Julius vom Scheid, Max Lohfing, Paul Schwarz und Karl Amster, der Schauspieler Willy Grill, Ludwig Max und Robert Meyn.

 

Auch die Landschaftsbilder Boldts bedienen wirklich keine Klischees von Genie und Wahnsinn, sondern repräsentieren ein lebenslanges Talent ungebrochener Vitalität.

 

 

 

Boldt und seine Landschaftsplanung in und um Eutin

 

Boldt verdiente auch Geld mit seiner Kunst.

Und er kaufte sich Grundstücke in Eutin - Plöner Str.28 und 28a,

Königstr.6 und das Brandruinen-Grundstück Ecke Dorfstr./Mörken

in Fissau.

Von Kindesbeinen an war seine Phantasie beansprucht durch Landschaft, Dorfschaft und Einzelpersönlichkeiten.

Als Schüler der Volksschule in der Elisabethstrasse nahm er häufig teil an Ausflügen in das Prinzenholz.

Dort gab es Möglichkeiten zu Spiel und Sport.

Ihn ärgerte bereits damals die Unwegsamkeit der Strecke von der Schule zum Prinzenholz.

Und er phantasierte Verbesserungen.

 

Auslöser war ein Ereignis: als er eines Tages von Eutin nach Schönwalde unterwegs war - zu Fuß natürlich - werde er eingeholt von einer Pferdedroschke. Ein würdiger Herr fragte: "Wohin, mein Junge ?" Die Antwort:" Nach Schönwalde zum Bauernvogt Boller, meinem Großvater". Darauf hieß der Herr ihn auf den Bock steigen neben den Kutscher. Von dort hörte er nun mit, wie der Herr mit seinem Begleiter Veränderungen in der Landschaft besprach.

Der Herr war evtl. der Großherzog persönlich oder wohl einer seiner hohen Beamten.

Boldt lernte daraus, man brauche die Natur nicht einfach so hinzunehmen wie sie war, sondern sie fordere geradezu die verbessernde Mitwirkung des Menschen.

Dazu waren aber erforderlich die Erlaubnis, auch Talent und die Fähigkeit, auf andere Einfluss zu gewinnen.

Denn alleine kann man kaum etwas bewegen.

Talent und Überzeugungskraft waren Boldt durchaus mitgegeben.

 

1905 heiratete Boldt die Schweizer Fabrikantentochter Marie Siegrist aus Brugg im Kanton Aargau. Das Ehepaar lebte 27 Jahre

in Berlin und dann in Hamburg und Eutin.

In Berlin arbeitete auch Edward Munch im Atelier Boldt.

Im Sommer wohnte Boldt schon seit 1906 in Eutin.

Er hatte im Hotel SeeSchloss ganzjährig das Turmzimmer mit dem Blick auf den Kellersee gemietet.

Von dort machte er große Wanderungen bis zum Bungsberg, nach Brunskoppel und in die näherer und weitere Umgebung von Eutin.

 

Stets kehrte er ins Hotel SeeSchloss und in sein Atelier in Fissau zurück und begann, bereits eingeleitete landschafts- gestalterische Anstrengungen fortzusetzen.

 

Er hatte einen Gesamtplan: Staubfreie Wege sollten vom Ukleisee über Sielbeck, an der Kalkhütte vorbei, bis nach Fissau zum Fährhaus führen, dann an der Schwentine entlang bis zum Kuhberg, von dort am Ufer des Großen Eutiner Sees entlang zum Eutiner Schloßgarten und dann weiter am Südufer des Sees bnis zu seinem Ende.

 

Er träumte von einem Rosengarten, die Seebucht sollte vom Schloßgarten aus einen Durchblick auf den See bieten. Die Seebucht sollte vom Schloßgarten bis zu einem Kurpark auf der ca. 5 ha großen Hopfenwiese als großzügige Uferpromenade ausgestaltet werden.

Ein Kurpark sollte bestehen aus einer Konzertmuschel, einem Kurhaus mit Ausschank von Heilwasser sowie einem Kaffeehaus am See.

 

Unermüdlich wirkte er auf seine Frau und seinen weitläufigen Verwandten Fritz Bölck aus Bad Oldesloe sowie auf die Bürgermeister und die Großherzogliche Verwaltung ein, um seine Pläne zu verwirklichen.

 

Die Bürgermeister Mahlstedt, Stoffregen und Dr. Ricklefs ermächtigten ihn schließlich, mit den Regierungsstelen, den Anliegern und dem Großherzog zu verhandeln.

Heute würde seine damalige Rolle wohl "Städtischer Beauftragter für die Ufergestaltung des Großen Eutiner Sees und des Kellersees" genannt werden.

 

Boldt richtete ein Konto ein, über dessen Guthaben die

Bürgermeister verfügen konnten.

Bölck zahlte im Laufe der Zeit 60.000,- Mark auf das Konto ein.

Die übrigen Mittel brachte Boldt auf.

 

Die Durchführung des Plans erfolgte in folgender Reihenfolge:

1907 erwarb Boldt die für die spätere Leonhard Boldt-Strasse erforderlichen Flächen. Der Ausbau der Straße wurde begonnen.

und das Badehaus (späteres Atelier) errichtet. Später folgte     das Fissauer Fährhaus. 1926 erwarb Boldt den Kuhberg und das Keilsche Grundstück, auf dem heutige Rosengarten entstand.

1928 wurden die Kosten für den Weg von Fissaubrück nach dem Rosengarten ermittelt. 1929 erwarb die Stadt Eutin durch Vermittlung von Boldt die Hopfenwiese (5 ha.).

1930 erwarb Eutin die erforderliche Fläche für die Wegverbreiterung auf der Strecke Rosengarten-Fissaubrück vom Hofphotographen Giesler.

Damit fiel dann auch der Widerstand anderer Anwohner.

1932 wurde der Wanderweg von der Kalkhütte bis zum Fissauer Fährhaus realisiert.

 

1933 wurde der Seepark angelegt. Dr. Ricklefs und der Hofgärtner Heinrich Lüth setzten sich mit ihren Gestaltungsplänen gegenüber Leonhard Boldt im Wesentlichen durch.

Dieser ließ sich aber nicht entmutigen.

Er sorgte dafür, daß die Uferpromenade auf der Strecke Rosengarten-Schlosspark realisiert wurde.

Das Bootshaus des Eutiner Seglervereins wurde versetzt von seinem Standort vor dem Eingang zum Schlosspark zum jetzigen Standort am Seepark. Die von der Reit- und Fahrschule genutzte Remise am Schloss wurde abgerissen, ebenso der Eiskeller des Schlosses.

1934 wurde die Wegführung nach Boldts Plänen am Südufer des Großen Eutiner Sees durch das Wirken von Dr. Ricklefs verwirklicht, wurde aber erst 1970 wirklich vollendet.

 

In Anerkennung seiner Verdienste ernannte die Stadt Eutin

Leonhard Boldt im Dezember 1950 zu seinem ersten Ehrenbürger.

 

Leonhard Boldt plante, weil er von der Malerei wußte wie man

"gestalterisch Bewegungen in ihrer höchsten Spannung halten kann

und das im Gleichgewicht und damit in ihrer größten Anmut".

Das Lebensmotto von Boldt war allzeit

 

                     "Sei fröhlich !"

 

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